Neulich beim zappen wurde ich wieder daran erinnert, wie arm unsere Medienlandschaft inzwischen ist. Zwischen Promi-News, Dschungelcamp, RTL Punkt 12 und dem perfekten Model scheint kein Platz mehr zu sein für Formate, die sich mit dem Netz beschäftigen.
Früher(tm)?
Warum aber ist das so? Ich erinnere mich noch gerne an Zeiten, in
denen es Sendungen gab, die sich mit Computern, der Technik oder dem
Internet beschäftigten. Mit dem c't Magazin und "neues" starben letztes
Jahr gleich zwei Formate zum Thema.
Auch zu früheren Zeiten war die digitale Entwicklung eher nur Nische. Sendungen wie der WDR Computer Club oder das c't Magazin waren rar und behandelten
oftmals nur Hard- und Software. Dennoch schaute ich beide Sendungen sehr
gern. Die Themen waren interessant und vermittelten nie den Eindruck, eine Art Verkaufsshow zu sein.
Und dann gab es da noch "neues". Die Sendung startete als eine Art Service-Format, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit mehr zu einem Magazin,
in dem nicht selten darüber philosophiert wurde, welche Entwicklungen
welche Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft haben könnte. Ich
entdeckte die Sendung erst nach einigen Jahren Laufzeit, behielt sie ab
dann aber immer im Hinterkopf. Durch die zahlreichen Reportagen konnte
man einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen. Prädikat: Extrem
wertvoll!
Und heute?
Was ist passiert? Gibt es heute noch vergleichbares? Jain! Mit den
Pixelmachern existiert ein ähnliches Format wie "neues". Aber es ist
noch mehr in den Hintergrund gerückt, läuft auf ZDFkultur und 3sat zu
unmöglichen Zeiten. Entgegen dem allgemeinen Tenor, das Fernsehen sei
tot, gucke ich immer noch recht gerne fern. Ich mag es, unbedarft zu
zappen und Sendungen zu finden, die Nützliches, Informationelles oder
beides beinhalten. Das ist meine Art der Berieselung.
Darüber
hinaus habe ich mehr und mehr den Eindruck, die Sendeanstalten nehmen
das Medium Internet als etwas Fremdes wahr. Gerade im Hinblick auf die
aktuelle politische Großwetterlage, in der das Web 2.0 mit seiner
"Gratiskultur" von vielen konservativen Politikern als Feindbild
angesehen wird, wird immer öfter von der "Netzgemeinde" im Sinne von
"denen" gesprochen.
Dabei frage ich mich jedes mal, wen die
Politiker oder Moderatoren mit "denen" meinen? Mich etwa? Zum Glück
fühle ich mich nicht angesprochen. Das Internet ist doch nach fast zwei
Jahrzehnten etwas allgegenwärtiges, ja natürliches geworden. Es ist da.
Wie ein Auto. Man benutzt es, wenn man es braucht oder einfach Lust
drauf hat. Ich weiß, der Vergleich hinkt wie ein lahmes Bein. Aber so
ist es nun einmal.
Von den privaten Sendern kam bis heute kein
einziges Format in dieser Richtung. Suche ich in der Programmvorschau
nach dem Stichwort Internet, bekomme ich Treffer wie "Sehnsuchtsfalle
Internet". Ähm ja...
Und was ist aus dem viel gelobten Versprechen
der Verschmelzung von klassischem Fernsehen und dem Internet geworden?
Bisher nicht viel. Woran liegt's? Keine Lust mehr? Lediglich das ZDF
versucht sich mit der Talkshow ZDFlogin daran. Vor, während und nach der
Sendung wird fleißig getwittert. Alle paar Minuten kommt ein Tweet aus
der laufenden Sendung. Die Zuschauer werden direkt eingebunden. Davon
könnte es mehr geben. Twitter & Co. sind schließlich keine
Einbahnstraßen und erst Recht kein verlängerter Arm eines
Presseverteilers.
Bleibt zum Schluß wieder die Frage: Tja, und heute? Da guckste in die Röhre!
Bildquelle: Remote control von Egahen von sxc.hu
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